Über die Jahre hat sich einiges getan und nicht jeder Themenstrang mit Querverweisen lässt sich aktuell halten.
Den gesamten Threadverlauf durchzulesen ist zwar lästig, er bietet aber hinsichtlich Lerneffekt und empirischen Vorgehensweisen doch so einiges.
Für den schnellen Einstieg und zu Recherchezwecken halte ich, so gut es geht, die FAQ aktuell: #62
Hallo zusammen,
bezugnehmend auf den thread Wer braut ohne Messung des Restextraktes hier ein Tipp für Refraktometer- und/oder EasysDens Besitzer (kleine Probemengen), wie der Endvergärungsgrad VGsend[%](SVG) bzw. der scheinbare Restextraktend (Esend[%mas]) ohne viel Aufwand für eine Anstellprobe festgestellt werden kann[1]. Die Ausführungen treffen den o.g. Threadkontext zwar nicht in seiner Mitte, hauen aber in eine ähnliche Kerbe - es geht im Kern um Aufwände, die man nicht betreiben möchte.
Das Stichwort heisst "Spritzenvergärung".
Das Prinzip folgt einer der empfohlen MEBAK-Methoden zur Bestimmung des Endvergärungsgrades und lehnt an die Gärrohrmethode nach Lietz an[2].
Hierzu aus der belüfteten Anstellwürze eine oder mehrere(zu Kontrollmessungen) 5 ml Spritzen (steril) gänzlich mit Anstellwürze aufziehen und bei Zimmertemperatur aufstellen.(-> wer möchte, kann sich auch 10 ml Spritzen besorgen und dann aus ein und derselben Spritze mehrfach messen - je nach Messgerät)
Ähnlich wie beim o.g. Gärrohr entsteht während der Gärung und bedingt durch die Spritzengeometrie eine heftige Konvektion, die dafür sorgt,
dass die Probe in kürzester Zeit endvergoren wird(36-48h). Mechanische Hilfsmittel, wie etwa der Einsatz eines Magnetrührers, sind nicht vonnöten.
Wer die Vergärung in der Spritze "boosten" möchte, kann auch vor dem Aufziehen der Probe noch etwas "Überschußhefe" vom selben Hefestamm in die Spritze geben. 5-10 "Körner" Trockenhefe eignen sich natürlich besonders dazu. Dehydrieren und/oder vorlösen kann man machen, muss aber nicht sein. Die schiere Hefemenge wird auf die kleine Probemenge in der Spritze immer wirken und der Wasseranteil zum Dehydrieren würde bei solch einer kleinen Probemenge das Messergebnis in jedem Fall beeinflussen.
Meine ersten Versuche haben gezeigt, dass sich die Hefe nach meist 48h am Spritzenboden abgesetzt hat und die Probe ausklart - sie ist endvergoren und beinahe frei von CO2. Wer möchte, kann zwischendrin "sanft" an die Spritze schnippen. CO2 entweicht zusätzlich und die Hefe rutsch weiter auf den Spritzenboden.
Je nachdem wie viele Spritzen man aufgestellt bzw. welche Messmethode man ausgewählt hat(Refraktometer/EasyDens), kann man jetzt in einem zeitlichen Versatz den Endvergärungsgrad bestimmen - mit nahezu null Aufwand und in einer perfekt zur Messung vorbereiteten Probe.
Damit man sich etwas besser vorstellen kann, wovon ich rede, hier zwei Bilder:
Bild 01: Bild 02: In Bild 02 schön zu sehen, wie sich die Probe von oben nach unten klärt und der Schaum nebst CO2 nahezu verschwunden ist. DIe Probe wartet nach 48h darauf, von einem Refraktometer oder einem EasyDens gemessen zu werden. Aufwand nahe Null, Probemenge verschwindend gering, Zuverlässigkeit der Methode: sehr hoch
(-> dass sich in der Probe Bild 02 nichts mehr tut denke ich, kann jeder sehen -> die feinen Partikel in der Probe rekrutieren sich aus "Eiweißbruch" - durch die rasche Verschiebung des pH-Wertes noch in Schwebe. In einem ganz klassischen Sinne sehen wir hier "Kühltrub" kurz vor dem Umdrücken aus einem Anstellbottich in einen Gärbottich. Die "untätige/tote" Hefe dagegen "sitzt" längst am Spritzenboden)
... ein Schelm, wer hier schon nach 2 oder 3 Tagen das künftige Absetzverhalten "seiner" Hefe erkennen kann

Gruß
Oli
Quellen:
[1] Extrakte und Vergärungsgrade
[2] Gärrohr hier im Forum
Edith 01: Schusselei hier und da gefunden
Edith 02: Dead Links ersetzt