ich hoffe, meine Dokumentationen werden Euch nicht langweilig. Aber zumindest solange ich immer wieder neue Rezepte ausprobiere oder irgendwo an der Anlage schraube, macht es mir Freude, die Brautage hier nochmal in Wort und Bild Revue passieren zu lassen. Außerdem ist es für mich als Hobbybrauer im zweiten Lehrjahr auch immer eine gute Quelle für Tipps und Tricks der alten Hasen.

Jetzt aber in medias res!
Der Brautag war für Freitag angesetzt. Brückentag. Eine gute Gelegenheit, ein paar Überstunden abzubauen und in heimisches Brauhandwerk zu reinvestieren. Um Morgens dann früh startklar zu sein, habe ich Abends zuvor schon das Malz abgewogen und konditioniert:
Schüttung:
3.800g Pale Ale Malz
750g Cara, hell
450g Cara, Munich II (Cara, dunkel)
250g Haferflocken
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5.250g
Das Sudbuch habe ich bei der Gelegenheit auch gleich vorbereitet: Zeitsprung zum Freitag...
Aufgestanden, Morgentoilette erledigt, Tee gekocht und in aller Ruhe die Gerätschaften zurecht gestellt. Das brachte mir von meine Gatting dann schon den Spruch "Wenn ich das hier so sehe, ist es gar nicht schlecht, dass ich gleich zur Arbeit gehe" ein. Darauf konnte ich nicht anders antworten als: "Wenn ich das so höre, ist es gar nicht so schlecht, dass Du gleich zur Arbeit gehst."

Schließlich verließen dann irgendwann gegen 7:45 Uhr die holde Angetraute und "das kleine Gewitter" (aka. unsere Jüngste) das Anwesen (aka. Mietwohnung) und "die Große" (schulfrei...) und ich setzten den Hauptguss im Einkocher auf. Parallel ging es daran, das Malz zu schroten. Quetsche auf 1,3mm justiert und ran an die Kurbel.
Mit einem "Papa, ich mach das schon" trat die Tochter vor. Naja... Sportlich und muskulös ist sie schon irgendwie, aber bei der Geschwindigkeit hätten wir vermutlich bis Frühjahr 2020 durchschroten müssen. Also übernahm doch wieder der Papa. Den packte der Erfindergeist und so hab' ich zum ersten mal motorisiert geschrotet: Vor der potentiellen Drehzahl der Bohrmaschine hatte ich echt Respekt. Ich wollte ja auch nicht, dass mit plötzlich die Malzquetsche um die Ohren fliegt. Also gaaaaaaaanz langsam gedreht. Trotzdem waren die 5 kg ruck zuck durch. Mit dem Schrotbild war ich wie gewohnt zufrieden: Könnte sein, dass die Spelzen etwas mehr beschädigt sind, als wenn ich von Hand schrote. Läutern ging später aber sehr gut. Vielleicht gehe ich beim nächsten Motorschroten trotzdem auf 1,4mm Walzenabstand.
Jedenfalls wurde dann irgendwann gegen 8:45 Uhr eingemaischt. Im Thermoport. Es sollte eine Kombirast bei 69 °C gefahren werden, deshalb hatte ich den Hauptguss auf etwa 80 °C gebracht. Die Temperatur der Maische passte hinterher auch sehr gut. Feinjustiert habe ich mit etwas kochendem und etwas kaltem Wassern. Mit ziemlich genau der Zieltemperatur wurde die Maische dann schlafen gelegt. Diesmal hatte ich übrigens (im letzten Moment...) daran gedacht, die Läuterspirale einzubauen: Um 10 Uhr war dann die einstündige Siesta geahlten und ich habe die Maische wieder hervor geholt. Inzwischen allein, denn das Warten und Putzen wurde dem holden Fräulein Tochter dann doch zu langweilig. Es wurde lieber gemalt, gebastelt und für Deutsch geübt [sic!]. Die Temperatur war auf 68,2 °C gesunken. Also ca. 1 °C pro Stunde. Ob das gut ist, weiß ich nicht, aber präziser halte ich die Rasttemperatur im Einkocher auch nicht... Hauptsache Jod normal: Also Nachguss auf den Herd und Läuterturm aufbauen. Hier muss ich noch etwas am Setup feilen. Der Thermoport ist etwas breiter als mein alter Läutereinmer und steht bei dem guten IKEA-Brauständer (aka. Tritt, zweistufig) über. Außerdem mag ich diese Stapelei auf dem Tisch eigentlich nicht. Schauen wir mal... Irgendwas gibt es ja immer zu tun: Der Läutergant ist auch noch etwas provisorisch. Dadurch, dass ich zum ersten mal aus dem Thermoport geläutert habe, waren mir die Dimensionen, Anschlüsse usw. noch nicht ganz klar. Da es sich hier aber um meine letzten Schlauchstücke handelte, wollte ich sie auch nicht vorschnell abschneiden. Naja... Nächstes mal. Auf dem Bild ist nicht zu erkennen, dass der erste Schlauch offen im Trichter endet und dann unten ein neuer Schlauch ansetzt. Ist aber eigentlich klar, oder? Nachdem ich ein bis zwei Liter habe vorschießen lassen, lief die Würze wunderbar klar ab. Obwohl ich mit meinem Läutereinmer und dem MattMill-Blech super zufrieden war bzw. bin, habe ich den Eindruck, dass mit der Läuterspirale noch klarer gefiltert wurde: Bis "Pfanne voll" habe ich ungefähr 40 Minuten gebraucht. Bei ca. 27 Litern im Einkocher sind das etwa 700 ml pro Minute. Kommt mir recht langsam vor. In der Pfanne hatte ich 12,2 °B (~ 11,8 °P), was ziemlich genau der Zielstammwürze von 12 °P entsprach. Also würde ich nach dem Kochen verdünnen müssen. Mit Hilfe des 1,8 kW Tauchsieder hatte ich recht schnell eine wallend kochende Suppe im Topf. Um Überschwappen zu vermeiden, musste ich nochmal etwa 2 Liter abschöpfen. Nach 10 Minuten gab es dann die erste Hopfengabe: 38g Fuggles (2017, 5,2% alpha): Nun waren 70 Minuten Zeit. Schließlich sollte die Würze laut Rezept 90 Minuten kochen und erst 10 Minuten vor Kochende nochmal Hopfen zugegeben werden. Also war Zeit, den Elektrolythaushalt auszugleichen. Diesmal aber "nur" ein alkoholfreies Weizen. Erstens war es noch früh am Tag und zweitens musste ich Nachmittags noch (mit den Kindern) fahren. Um 12:30 Uhr habe ich dann die Kühlspirale in der Würze versenkt und die zweite Hopfengabe zugefügt. Abermals Fuggles von 2017 mit 5,2% alpha. Diesmal aber nur 12g. Zusätzlich habe ich den Kochverlust mit kochendem Wasser ausgeglichen. Am Ende lief es auf 12 °B hinaus. Da hätte ich mir einen halben Liter sparen sollen. Naja... Abweichungen unter 0,5 °P schocken mich nicht. Außerdem habe ich nun auch etwas (~4g) Irish Moss hinzu gegeben. Außerdem wurde die Hefe - diesmal Windsor Ale - rehydriert. Nun also Flameout, Kühlung an, der kritischste Teil meines Brauprozesses:
12:40 Uhr -- Flameout und Kühlung mit Kaltwasser aus dem Hahn
12:45 Uhr -- Würze < 80 °C
12:55 Uhr -- Würze < 50 °C
13:00 Uhr -- Würze bei ca. 42 °C, jetzt habe ich auf Eis und Umwälzpumpe umgestellt
Hier hatte ich mein Setup im Vergleich zum letzten mal (Link) versucht zu verbessern. D.h. ich habe genau darauf geachtet, dass die Pumpe entlüftet ist und die Schläuche ebenfalls nicht leer laufen. Außerdem habe ich den Bottich mit dem Kühlwasser dierekt neben der Würzepfanne platziert und die Schläuche eingekürzt. Der Durchlauf hat sich verbessert. Aber zu Freudensprüngen verführt mich das dennoch nicht: Dem entsprechend verlangsamte sich die Kühlung dann auch. Um 13:20 Uhr war die Würze bei ca. 25 °C. Danach habe ich in den Gärbehälter umgeschlaucht und den dann auf dem kalen Balkon ruhen lassen. Gegen 16 Uhr war die Temperatur unter 19 °C und ich habe die Hefe zugegeben.
So richtig begeistert bin ich von der Kühlung also nach wie vor nicht. Zumindest im unteren Bereich. Die Temperaturen habe ich mit dem Inkbird ungefähr in der Mitte des Topfes abgenommen. Ob es in der Pfanne noch heißere Zonen gab, kann ich also nicht genau sagen. Beim Ablaufen habe ich nochmal woanders gemessen, da schien die Temperatur ziemlich gleichmäßig verteilt zu sein. Vermutlich werde ich das nächste mal mit umstellen auf Eiswasser direkt in den Gärbottich schlauchen. Meine Hoffnung ist, dass dadurch nochmal Wärme verloren geht und auch der Gärbottich mangels Isolierung mehr Hitze nach außen abgibt. Zudem kann ich dann beliebig weiter kühlen. Habe ich diesmal nicht gemacht, weil die Schläuche und Kabel so blöd lagen, dass das im laufenden Betrieb nicht geklappt hat. Später hatte ich dann unterschätzt, wie lange die Würze bei < 10 °C auf dem Balkon noch zum Abkühlen braucht...
Jedenfalls habe ich den Bottich danach dann in den Keller verfrachtet, wo sich am Samstag Morgen auch schon Gäraktivität (aka. Blubbern) hören ließ. Nun gärt das junge Bier also bei etwa 19 °C Kellertemperatur. Viel kälter wird es dort leider nicht. In den nächsten Tagen werde ich noch etwas Hopfen stopfen. In der Kühltruhe liegen nach 35g Bramling Cross. Ich denke, die werde ich nehmen. Im Rezept stehen zwar East Kent Golding oder Fuggles als Empfehlung, aber da bin ich mal kreativ. Der Alphasäuregehalt ist sehr ähnlich und im letzten Jahr fand ich mein Bramling Cross Pale Ale durchaus lecker. Also was soll's...
Soweit erst einmal so gut. Wer sich für das Rezept in Gänze interessiert, dem sei MuMM anempfohlen. Hier geht's direkt zur "Old speckled Crow": Link. Ansonsten harre ich dem Ende der Hauptgärung. Dann wird ins Keg (und einige Flaschen) umgeschlaucht.
Viele Grüße
Stefan