olibaer hat geschrieben: Freitag 18. Oktober 2024, 14:41
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Thx Tilo(Johnny H). In Ergänzung:
Hier, in gefühlt jedem 5. Thread als Beratungsleistung publiziert: "
... du musst den Alkoholfehler 'herausrechnen".
Ich, mit meinem Ablesewert vor Augen, stehe mit dieser Aussage unverändert alleine da, denn nirgendwo wird erklärt, was genau jetzt zu tun ist.
Bleibt die Situation unverändert, drehen wir uns, wie die letzten 20 Jahre, in gewaltigen Themensträngen einfach nur im Kreis.
Was bedeutet den
Alkoholfehler 'herausrechnen für einen Ablesewert(Refra) und für einen Erfassungswert(Rechner)?
Diesen Kontext einheitlich aufzuklären und festzuhalten, das wäre eine
Wucht.
Mit letztem Satz (einheitliche Aufkärung) bin ich überfordert und passe.
Meine Vorgehensweise samt Aussagekraft für mich ist wie folgt:
Ich nutze ein Refraktometer, das ich kenne. Es war Teil des Ringversuchs 2018, und ich kenne außerdem seinen gerätespezifischen Korrekturfaktor %Bx/°P. Bei jedem Sud kommt es als Schnellwerkzeug zum Einsatz (wie verlaufen Läutern, Kochen usw., bin ich auf dem richtigen Weg zur angepeilten Stammwürze usw.).
Vor dem Anstellen werden Extraktgehalt mit Spindel und Refraktometer bestimmt.
Während der Gärung kommt nun manchmal wieder das Refraktometer zum Einsatz. Aufgabenstellung: wie verläuft die Gärung? Das ist zwar nicht zu 100% exakt, aber es dürfte mir zumindest auffallen, wenn die Gärung stehenbleibt. Wenn ich etwas genauer steuern will und z.B. bei untergärigen Suden bei 50-60% Vergärgrad die Temperatur erhöhen will, dann werden die Werte dazu näherungsweise (siehe dazu nächster Absatz) benutzt.
Während der Gärung und vor allem wenn sich dann der Bx%-Wert nicht mehr ändert, werden die Werte in Online-Tools mit den beiden üblichen Modellen (
Terrill und
Standard) eingegeben. Diese beiden Tools erlauben mir auch, meinen spezifischen Korrekturfaktor einzugeben (was einige andere Tools nicht ermöglichen). Sie rechnen näherungsweise den Alkoholfehler raus. Ich habe jetzt gerade nicht im Kopf, welches, aber eines der beiden Modelle ist im frühen Gärverlauf etwas näher an der Realität, das andere eher hinten raus.
Im Mittel haut das bei mir ganz gut hin. Manchmal gibt es beim scheinbaren Endvergärgrad ein paar Prozent Abweichung, manchmal stimmen die Werte sogar mit denen aus Spindelmessungen (die ich leider auch korrigieren muss bzw. u.a. dank Ringversuch 2018 korrigieren kann) überein. Letztere werden bei mir vor der Abfüllung ebenfalls ermittelt. In jedem Fall führen die so "rausgerechneten" Alkoholfehler zu um einiges genaueren Ergebnissen als die ohne.
Das Endergebnis meiner letzten Sude sieht dann tabellarisch aufgetragen so aus: Endvergärgrade scheinbar aus korr. Spindelwert und den beiden Refraktometer-Tools. Reicht mir so.
noch ein Nachtrag: beim letzten Sud lag die Stammwürze oberhalb des Maximalwertes meines Refraktometers (18 %Brix), von daher ist vermutlich da die Abweichung größer als sonst, weil ich zurückgerechnet habe.

- Endwerte.JPG (24.63 KiB) 3755 mal betrachtet
Nachtrag: Gebhard (U-Tube) hat vor drei oder vier Jahren netterweise mal ein Helles von mir am Messplatz von Anton Paar vermessen. Das war mit einem Starter angestellt und dann auch noch mit Zuckerlösung flaschenvergoren, und es hat mich einige Zeit und Papier gekostet, all die unterschiedlichen Extraktprozente, Volumina, Messwerte etc. zusammenzupfriemeln und in rechnerische Ausgangs- und Endwerte umzurechnen. Das hat aber sehr gut hingehauen, und ich war bei allen relevanten Messwerten (Stammwürze, Restextrakt und Alkoholgehalt) nur um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte weit weg von denen durch Gebhard ermittelt (wobei ich da vermutlich die Refraktometerwerte außen vorgelassen habe, aber mit den Spindelwerten passsen meine Refraktometerwerte ja gut zusammen).
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)