in letzter Zeit tauchen hier immer wieder Fragen zum im Titel benannten Thema auf. Hauptsächlich geht es darum, wie man die klassische Aufteilung der Haupt- und Nachgüsse aus einer Rezeptvorlage in das Konzept einer Malzrohranlage bekommt. Hier ein paar Gedanken dazu.
Der erste Schritt der Anpassung sollte auf Basis des Rezeptoriginals und ohne besondere Berücksichtigung auf den BM stattfinden. Geändert werden in diesem Schritt nur die Zielmenge und die bekannten Anlagenkonstanten(bekannte oder angenommene Mittelwerte) wie die Sudhausausbeute oder die Verdampfungsziffer VZ. Wenn man so möchte wird das Rezeptoriginal in einem ersten Schritt an die eigene Anlagenumgebung angepasst, nicht aber an die Prozeßvarianten, die sich durch die besondere Bauweise einer Anlage ergeben.
Der erste Schritt sollte als Ergebnis nur eine mengenproportionale Adaption des Rezeptoriginals liefern das zu meiner und in meine Anlage passt. Nicht mehr. Wie berechnete Rohstoffmengen im zeitlichen Versatz und im Detail miteinander verarbeitet werden, darf in diesem Schritt unberücksichtigt bleiben(Stichwort: Gußführung). So vorzugehen hat auch den besonderen Charme, dass jede hier kommunzierte Software damit umgehen und zum Einsatz kommen kann. Die Besonderheiten einer Malzrohranlage sind in diesem Schritt noch nicht von Interesse.
Nach dem ersten Schritt kommt die Prozessvariante Braumeister ins Spiel. Hier besonders interesssant ist die im ersten Schritt berechnete Gesamtgußmenge GG[L]. Die Gesamtgußmenge ist nach der Adaption im ersten Schritt eine konstante Größe. Sie ergibt sich auf 20°C bezogen nach folgendem Muster[4].
Gesamtguß GG [L] = Würzemenge [L] + Benetzungsverluste/Verluste(Treberwasser) [L] + Verdampfungsverluste [L]
Diese berechnete Gesamtgußmenge repräsentiert in Verbindung mit den Rohstoffeinsätzen(Malz u. Hopfen) die Originalrezeptur. Handlungsweisen die sich aus der Verwendung des BM ergeben, sollten daran nichts ändern. Folgende Spielarten rund um die Gesamtgußmenge könnten einem mit dem BM in den Sinn kommen:
- die Gesamtmaische[1] passt nicht in den Topf
- ich will einen Nachguß machen
- ich will wieder auf ein Volumen wie vor der Kochung auffüllen
- ich will oder muss o.g. miteinander kombinieren
Es spricht im Umgang mit dem BM nichts dagegen eine Nachgußmenge oder eine Auffüllmenge als Anlagenkonstante festzulegen und sie durchgängig als Bestandteil einer gegebenen Rezeptur zu ignorieren. Aber auch diese Mengen sind von einer berechneten Gesamtgußmenge, die ohne Bezug zum BM auskommt, in Abzug zu bringen. Die in einer Rezeptur berechnete Gesamtgußmenge ist die Drehscheibe zwischen der Braumeisterwelt und dem Rest der Welt .
So zu denken hat auch einen netten Synergieeffekt: Bei der Entwicklung von Rezepturen tut man erst mal so, als hätte man keinen BM und ignoriert seine Besonderheiten ganz bewusst. Erst in einem letzten Schritt(Nachgußmenge oder eine Auffüllmenge als Anlagenkonstante), ggf. erst am Brautag(entlang von Messungen), nimmt man die letzten Rezepturanpassungen vor.
Unten sind noch ein paar Formeln zum "selbermachen & nachvollziehen"
Gruß
Oli
P.S.: Bitte keine Endlosdiskussionen über Sinn- oder Unsinn, wie kann man nur, was soll das denn. Bei Bedarf reiche ich Beispiele nach.
Formeln:
[1] Gesamtmaische [L] = Hauptguss [L] + ( Schüttung [kg] x 0,7 [L/kg] )
[2] Treberwasser[L] = Schüttung [kg] x 0,96
[3] Verdampfungsverluste(verd.Wassermenge) [L] = ( VZ [%] x Kochdauer [min] x AW heiß [L] ) / ( 60 [min] x 100 [%] )
[4] Gesamtguß [L] = Würzemenge [L] + Treberwasser[L] + Verdampfungsverluste [L]