Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

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westler
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Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#1

Beitrag von westler »

Hallo in die Runde,

kurz zur Vorstellung: ich komme aus Stuttgart und habe mit 50 Jahren vor gut 6 Monaten das Heimbrauen für mich entdeckt. Anlass war ein geschenktes Besserbrauer-Set, das hier ja schon ordentlich kritisiert wurde. Mir hat es jedenfalls einen einfachen und sehr gut dokumentierten Zugang zum Thema Heimbrauen ermöglicht hat. Schon bei meinem zweiten Sud habe ich mit Stopfen experimentiert und mein dritter fand mit einem Grünhopfen-Geschenk der lokalen Craft-Brauerei statt. Kurzum: ich fühle mich in der "4-Liter-Klasse" eigentlich ganz wohl, brauche für einen "Brautag" ca. 4 Stunden und habe hinterher 12 Flaschen Bier, die mir eigentlich auch reichen.

Während es in den USA wohl einige gibt, die in dieser Größe bleiben (One Gallon Brewing), habe ich hier den Eindruck, dass eine Mindestmenge von 20 Litern als selbstverständlich vorausgesetzt wird und finde leider keinerlei speziellen Hinweise oder Tipps für Kleinmengen-Brauer.

Hier ein paar Threads/Thesen aus den USA:
https://byo.com/mead/item/1378-small-scale-brewing
http://www.homebrewtalk.com/showthread.php?t=311884
http://www.thekitchn.com/5-reasons-why- ... ons-189903

Aktuelle Themen, die mich beschäftigen:
  • Stammwürze-Bestimmung: Spindeln oder Refraktometer? (Bei der kleinen Menge geht durch Spindeln doch ziemlich viel verloren, oder kann ich den Rest nach der Messung einfach in die Würze zurückkippen?)
  • Rezepte, die ich mit einem Kalkulator (z.B. bei Müggelland) runterrechne, passen bei mir nicht. Die Verluste beim Läutern, Kochen und Umschlauchen schlagen bei der geringen Menge stärker zu Buche, so dass die Menge zum Schluss häufig nicht passt
  • Gibt es überhaupt noch andere Kleinbrauer in diesem Forum?
Ich würde mich sehr über Rezepte und einen Erfahrungsaustausch freuen.

Viele Grüße aus Stuttgart,
Westler
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nobody2k
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#2

Beitrag von nobody2k »

Ein Refraltometer ist bei der kleinen Menge eigentlich unentbehrlich :Wink
Bei den Verlustmengen musst du einfach experimentieren...
Grüße,
Christoph
fg100
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#3

Beitrag von fg100 »

Andere Kleinbrauer

Ich hab mit dem Maischeführungsrechner gute Erfahrung gemacht.
Wenn du einmal deine Verdampfungsrate und die Menge die nach dem Kochen im Topf (Verlust im Hopfentreber) bleibt und deine ungefähre Sudhausausbeute ermittelt hast, ist die Vorplanung erstaunlich genau.
Taxol
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#4

Beitrag von Taxol »

Hallo Westler,
ich braue im Moment hauptsächlich in kleinen Mengen (3-5 Liter) oder teile 15-20 Liter auf mehrere Versuche auf.
So kann man z.B. 2x 7 Liter mit einem Hopfen kochen und dann noch mal Teilen und verschieden Hopfen Stopfen oder Hefen ausprobieren. Dann braut man ein Mal, kocht zwei Mal und hat vier verschiedene Biere. :thumbsup

Mit den Mengen muss man etwas experimentieren, ich läutere bis ich 2-2,5 Brix messe. Aber ich nehmen es bei der Menge nicht so genau. Ob ich jetzt 4 oder 4,5 Liter raus bekomme ist mir nicht so wichtig. Wenn es mir schmeckt, braue ich einfach noch mal 20 Liter. :Wink
gud Sud
Taxol
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afri
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#5

Beitrag von afri »

westler hat geschrieben:
  • Stammwürze-Bestimmung: Spindeln oder Refraktometer? (Bei der kleinen Menge geht durch Spindeln doch ziemlich viel verloren, oder kann ich den Rest nach der Messung einfach in die Würze zurückkippen?)
  • Gibt es überhaupt noch andere Kleinbrauer in diesem Forum?
Bei den geringen Mengen würde ich nur eins tun: bei UG eine SVP anlegen. Mein Spindelzylinder ist recht klein und es gehen bei der Messung nur um 50ml verloren, für Messungen zwischendurch ist das Refraktometer das Mittel der Wahl. Und zum Schluss der HG kannst du wunderbar die Refrakto-Ergebnisse mit der Spindel vergleichen, da zeigen sich eventuelle systemische Messfehler recht schnell. Messbier zu spindeln und wieder in den Gärbehälter zurückzukippen "macht man nicht", auch wenn es in den meisten Fällen gut gehen würde. Den nicht getrunkenen Becher Limonade kippst du vermutlich auch nicht wieder in die Flasche...

Es gibt sie, die weniger als 20 Liter brauen, aber sie sind gering in der Anzahl. Da die Brautage fast unabhängig von der Ausstoßmenge lang sind, finden es viele sinnvoll, gleich mehr Bier zu bekommen, aus welchen Gründen auch immer. Ich gehöre auch zu dieser Fraktion. Mir macht Brauen zwar Spaß, aber ich möchte am Ende mehr als 10 Flaschen Bier haben.
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
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exmores
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#6

Beitrag von exmores »

Moihoin,

mir geht es da ähnlich wie Taxol, ich braue gerne mehrere Versuche / Biere in einem Vorgang. Gerade ein Weizen mit unterschiedlichem Hopfenstopfen.
Die 5 Liter Glasballons die man von Besser-Brauen bekommt gibt es zwar bedeutend billiger im Netz aber ich muss gestehen, dass ich auch genau über so eine Box zum Brauen gekommen bin. Allerdings bin Ich, wegen der ganzen mit-Trinker froh wenn ich 20 Liter aufteilen kann anstatt der 8 /12 Flaschen aus nur einem Gärbottich.

LG
:Drink
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emjay2812
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#7

Beitrag von emjay2812 »

Ich braue auch immer nur 10-12 Liter, da ich der einzige Biertrinker im Haus bin. Geplant sind die Sude immer für 12 Liter, meist kommen aber nur rund 11 Liter raus, manchmal auch nur 10,5L.

Ich kann dir gerne mal Rezepte posten, ich denke wenn man die von der Menge halbiert, sollte es passen.
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olibaer
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#8

Beitrag von olibaer »

Hallo Westler,
westler hat geschrieben: Aktuelle Themen, die mich beschäftigen:
  • Stammwürze-Bestimmung: Spindeln oder Refraktometer? (Bei der kleinen Menge geht durch Spindeln doch ziemlich viel verloren, oder kann ich den Rest nach der Messung einfach in die Würze zurückkippen?)
  • Rezepte, die ich mit einem Kalkulator (z.B. bei Müggelland) runterrechne, passen bei mir nicht. Die Verluste beim Läutern, Kochen und Umschlauchen schlagen bei der geringen Menge stärker zu Buche, so dass die Menge zum Schluss häufig nicht passt
  • Gibt es überhaupt noch andere Kleinbrauer in diesem Forum?
1. Stammwürze-Bestimmung
Die Probe für eine Spindelmessung kannst Du im Heißbereich wieder zurückgeben. Ich empfehle Dir eine Spindel in der Teilung 0-5 %mas zu besorgen und die Proben vor der Messung zu verdünnen. Damit kühlst Du a) die Probe im Heißbereich ab(das Meßergebnis liegt schneller vor) und b), die Probemenge reduziert sich um den Verdünnungsfaktor. Den abgelesenen Spindelwert multiplizierst Du nach der Ablesung mit dem Verdünnungsfaktor. Ein Beispiel:

Gemessen werden soll:
  • 1) Glattwasser [%mas]
  • 2) Vorderwürze [%mas]
  • 3) Pfann voll [%mas]
  • 4) Ausschlagwürze heiß [%mas]
  • 5) 3. Gärtag [%mas]
  • 6) 3 x am Ende der Gärung, Vorbereitung Flaschengärung [%mas]

Das sind in der Summe 8 Messungen, wovon Du nur 3-4 verdünnen musst(2,3,4 und ggf.5). Die Verdünnung läuft immer nach dem selben Muster ab:
50 ml Probe mit 150 ml Wasser(dest.Wasser) verdünnen, homogenisieren und in 200 ml Spindelzylinder füllen. Messung mit der 0-5 %mas Spindel (Spindel mit Temp.korrektur)

Den abgelesenen Spindelwert multiplizierst Du mit 4, die Proben aus dem Heißbereich(2,3,4), kannst Du wieder zurückschütten.

Im Kaltbereich wirst Du je Messung 150 ml Probe benötigen(keine Verdünnung nötig). Eine 0-5 %mas Spindel benötigt eine kleinere Probemenge, da sie eher "bauchiger" und längst nicht so "lang" ist, wie eine 0-20%mas Hobbybrauerspindel. Weiter taucht sie nicht so tief in die Probe ein, da der Ergebniswert eher in der Mitte der Skalierung zu finden sein wird ( ~ 3%mas). Ich denke 150 ml Probemenge in einem 200 ml Spindelzylinder sollten genügen(-> ausprobieren).

Die Verlustmengen errechnen sich dem nach aus aus 5) und 6) = 4 x 150 ml Probe = 600 ml Produkt.

Es ergibt sich, dass Du mit einer guten 0-5 %mas-Spindel Messungen für Konzentrationen von 0-20 %mas und einem Verdünnungsfaktor von 4 (1 Teil Probe, 3 Teile Wasser) hinreichend genau messen kannst(Mit dem Seiteneffekt, dass Du dort wo es tatsächlich darauf an kommt, Stichwort Flaschengärung, Gärende - eine sehr präzise Spindel hast). Im Schnitt betragen die Probeverluste ~ 600 ml je Charge(5,6). Der Wassereintrag durch zurückschütten in die heiße Würze beträgt im Schnitt 450 ml.

So ausbalanciert lassen sich auch Extraktkonzentrationen von Kleinsbrautmengen in Anzahl und Präzision mit nur einer Spindel sehr genau bestimmen und die Probeverluste sind überschaubar (wer ein Schelm ist erkennt, dass der Wassereintrag durch zurückgeschüttete, verdünnte Proben in etwa der Menge entspricht, die durch Messungen im Kaltbereich verloren gehen ;-) ).


2. Rezeptberechnung
Der oder die Rechner weisen, unabhänig von den Mengen die erfasst werden, im Rechenwerk immer die selbe Präzision auf. Dem nach spielt es keine Rolle, ob ein Rezept für 10 L oder 100 L Bier berechnet werden soll. Richtig ist, dass es im direkten Vergleich von "Rechner zu Rechner" in der Ergebnissen Unterschiede geben kann, die aber so gering sind, dass Du sie im "Ist" weder messen noch wiegen kannst.

Generell gilt für die Anwendung aller hier gängigen Rechner: die Musik spielt auf der Erfassungsseite.
Rezepte "runterrechnen" kommt der Anwendung von Dreisätzen gleich - nicht mehr. Gehts schief: "an der eigenen Nase packen" ;-)

Oder anders: Erwartest Du Dir beim Brauen von Kleinstmengen im Ergebnis eine gewisse Präzision oder "Richtigkeit", ist die Zeit für Annahmen oder Vermutungen einfach vorbei.
In der Konsequenz: Wenn Du nicht mal weist, welche Extraktkonzentration dein Rohstoff hat oder nur Vermutungen anstellst, was Deine Anlage kann, bist Du schon fertig.

Du bist der Künstler, das Ergebnis die Kunst und der Rechner der Pinsel(der auch nichts dafür kann, wenn er in die falsche Farbe getunkt wurde) ;-)

Gruß
Oli

P.S.: Im Ürigen halte ich es für sehr viel schwieriger die Hopfenmengen anzupassen. Mengen, Extraktgehalte und auch Farben lassen sich während der Würzeproduktion einfach ermitteln und sie sind leicht zu korrigieren. Das trifft auf Hopfengaben nicht zu.

Würde man "Blindflug" mit "Annahme" verheiraten können, hießen die Kinder der Familie "Kleinsbraumenge" Hopfengabe I, Hopfengabe II usw. ;-)
Gruss
Oli
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westler
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#9

Beitrag von westler »

Wow! Herzlichen Dank für das viele Feedback. Insbesondere an olibaer für die detaillierten Erklärungen. Da werde ich mir wohl erstmal eine Spindel besorgen und mich ans Messen machen. ;)
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Steamroller
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Re: Heimbrauer in der 4-Liter-Klasse?

#10

Beitrag von Steamroller »

Hallo
Da ich überlegt hatte einen Braukurs mit Küchenequipment anzubieten, um Leute einfach an das Brauen ranzuführen, habe ich mehrfach 5 Liter Küchensude gebraut.
Ich selbst bevorzuge Refraktometer, aber Spindel mit verdünnen ist natürlich auch möglich.
Für die Rezepte musste ich am Anfang die Mengen genauer messen um Treberverlust, Verdampfungsrate, Sudhausausbeute... besser einschätzen zu können, dann ging es mit den Rezepten ganz gut.
Den Kurs werde ich nicht geben und ich ziehe ins Ausland, falls noch jemand 5 Liter Glassyphons/-gärbehälter braucht, habe noch einige für 5,- Euro pro Stück (oder günstiger wenn mehr abgenommen werden) abzugeben. Einfach per PN melden.
Grüße
Peter
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