Hallo Westler,
westler hat geschrieben:
Aktuelle Themen, die mich beschäftigen:
- Stammwürze-Bestimmung: Spindeln oder Refraktometer? (Bei der kleinen Menge geht durch Spindeln doch ziemlich viel verloren, oder kann ich den Rest nach der Messung einfach in die Würze zurückkippen?)
- Rezepte, die ich mit einem Kalkulator (z.B. bei Müggelland) runterrechne, passen bei mir nicht. Die Verluste beim Läutern, Kochen und Umschlauchen schlagen bei der geringen Menge stärker zu Buche, so dass die Menge zum Schluss häufig nicht passt
- Gibt es überhaupt noch andere Kleinbrauer in diesem Forum?
1. Stammwürze-Bestimmung
Die Probe für eine Spindelmessung kannst Du im Heißbereich wieder zurückgeben. Ich empfehle Dir eine Spindel in der Teilung 0-5 %mas zu besorgen und die Proben vor der Messung zu verdünnen. Damit kühlst Du a) die Probe im Heißbereich ab(das Meßergebnis liegt schneller vor) und b), die Probemenge reduziert sich um den Verdünnungsfaktor. Den abgelesenen Spindelwert multiplizierst Du nach der Ablesung mit dem Verdünnungsfaktor. Ein Beispiel:
Gemessen werden soll:
- 1) Glattwasser [%mas]
- 2) Vorderwürze [%mas]
- 3) Pfann voll [%mas]
- 4) Ausschlagwürze heiß [%mas]
- 5) 3. Gärtag [%mas]
- 6) 3 x am Ende der Gärung, Vorbereitung Flaschengärung [%mas]
Das sind in der Summe 8 Messungen, wovon Du nur 3-4 verdünnen musst(2,3,4 und ggf.5). Die Verdünnung läuft immer nach dem selben Muster ab:
50 ml Probe mit 150 ml Wasser(dest.Wasser) verdünnen, homogenisieren und in 200 ml Spindelzylinder füllen. Messung mit der 0-5 %mas Spindel (Spindel mit Temp.korrektur)
Den abgelesenen Spindelwert multiplizierst Du mit 4, die Proben aus dem Heißbereich(2,3,4), kannst Du wieder zurückschütten.
Im Kaltbereich wirst Du je Messung 150 ml Probe benötigen(keine Verdünnung nötig). Eine 0-5 %mas Spindel benötigt eine kleinere Probemenge, da sie eher "bauchiger" und längst nicht so "lang" ist, wie eine 0-20%mas Hobbybrauerspindel. Weiter taucht sie nicht so tief in die Probe ein, da der Ergebniswert eher in der Mitte der Skalierung zu finden sein wird ( ~ 3%mas). Ich denke 150 ml Probemenge in einem 200 ml Spindelzylinder sollten genügen(-> ausprobieren).
Die Verlustmengen errechnen sich dem nach aus aus 5) und 6) = 4 x 150 ml Probe = 600 ml Produkt.
Es ergibt sich, dass Du mit einer guten 0-5 %mas-Spindel Messungen für Konzentrationen von 0-20 %mas und einem Verdünnungsfaktor von 4 (1 Teil Probe, 3 Teile Wasser) hinreichend genau messen kannst(Mit dem Seiteneffekt, dass Du dort wo es tatsächlich darauf an kommt, Stichwort Flaschengärung, Gärende - eine sehr präzise Spindel hast). Im Schnitt betragen die Probeverluste ~ 600 ml je Charge(5,6). Der Wassereintrag durch zurückschütten in die heiße Würze beträgt im Schnitt 450 ml.
So ausbalanciert lassen sich auch Extraktkonzentrationen von Kleinsbrautmengen in Anzahl und Präzision mit nur einer Spindel sehr genau bestimmen und die Probeverluste sind überschaubar (wer ein Schelm ist erkennt, dass der Wassereintrag durch zurückgeschüttete, verdünnte Proben in etwa der Menge entspricht, die durch Messungen im Kaltbereich verloren gehen ;-) ).
2. Rezeptberechnung
Der oder die Rechner weisen, unabhänig von den Mengen die erfasst werden, im Rechenwerk immer die selbe Präzision auf. Dem nach spielt es keine Rolle, ob ein Rezept für 10 L oder 100 L Bier berechnet werden soll. Richtig ist, dass es im direkten Vergleich von "Rechner zu Rechner" in der Ergebnissen Unterschiede geben kann, die aber so gering sind, dass Du sie im "Ist" weder messen noch wiegen kannst.
Generell gilt für die Anwendung aller hier gängigen Rechner: die Musik spielt auf der Erfassungsseite.
Rezepte "runterrechnen" kommt der Anwendung von Dreisätzen gleich - nicht mehr. Gehts schief: "an der eigenen Nase packen" ;-)
Oder anders: Erwartest Du Dir beim Brauen von Kleinstmengen im Ergebnis eine gewisse Präzision oder "Richtigkeit", ist die Zeit für Annahmen oder Vermutungen einfach vorbei.
In der Konsequenz: Wenn Du nicht mal weist, welche Extraktkonzentration dein Rohstoff hat oder nur Vermutungen anstellst, was Deine Anlage kann, bist Du schon fertig.
Du bist der Künstler, das Ergebnis die Kunst und der Rechner der Pinsel(der auch nichts dafür kann, wenn er in die falsche Farbe getunkt wurde) ;-)
Gruß
Oli
P.S.: Im Ürigen halte ich es für sehr viel schwieriger die Hopfenmengen anzupassen. Mengen, Extraktgehalte und auch Farben lassen sich während der Würzeproduktion einfach ermitteln und sie sind leicht zu korrigieren. Das trifft auf Hopfengaben nicht zu.
Würde man "
Blindflug" mit "
Annahme" verheiraten können, hießen die Kinder der Familie "
Kleinsbraumenge"
Hopfengabe I, Hopfengabe II usw. ;-)