Hallo Volker,
VolT Bräu hat geschrieben: Samstag 15. Februar 2020, 10:38
Moin,
ich bin glücklicher Refraktometer-Nutzer, aber ich würde mir jetzt doch gerne mal zum Vergleich und um hoffentlich etwas genauere/zuverlässigere Messwerte zu bekommen eine "Spindel-Ausrüstung" zulegen.
Grundsätzlich ist mir das alles klar, ich habe die Theorie dazu gelesen usw.
Ich gebe gerne ein paar Euros aus - bin aber ziemlich unschlüssig was ich nehmen sollte.
Ich lese z. B. häufiger von "Profi-Spindeln" - habe dazu aber keine Bezugsquelle gefunden. Was müsste man da anlegen und inwieweit unterscheidet sich das dann von einer Lösung aus 3 "Hobby-Spindeln" (z. B. Hobbybrauerversand) mit 0-7/7-14/14-21 und 0,1 Einteilung?
...
"
Profi-Spindel" wird hier gerne ugs. verwendet, aber was sich genau dahinter verbirgt, ist nicht klar definiert. Grundsätzlich lassen sich Spindeln bzw. Aräometer/Saccharimeter in diesen Güteklassen beziehen:
- Spindel
- Spindel kalibrierbar(die Bedeutung hier bleibt aber unklar, wahrscheinlich ist Justage gemeint)
- Spindel eichfähig
- Spindel geeicht(-> die hat dann einen Eichstempel eingeprägt)
Dazwischen werkeln noch DIN-Normen(DIN12791), Europa-Richtlinien(DIN 12803) und Prüfscheine(amtlich geprüft mit DAkkS-Schein). Seis drum.
Diese jetzt erst einmal so angenommenen "
Güteklassen"(4=beste Güteklasse), sind in unterschiedlicher Bauform erhältlich:
- unterschiedliche Meßbereiche (0-1;0-5;0-7;7-14;...)
- unterschiedliche Einteilungen (0,1;0,2;0,5)
- unterschiedlicher Ausstattung (mit Thermometer, ohne Thermometer, mit Korrekturtabelle, ...)
- unterscheidliche Maßeinheiten (mas%, Gew.-%, Plato(?), Brix, w/w, Massendichte)
- unterschiedliche Bezugstemperatur(20°C, 18°C, 70°C)
- unterschiedlicher Ablesung (oben, unten)
Es ergeben sich eine ganze Reihe von Kombinationen, aus denen man sich
seinen Saccharimeter zusammenbauen kann.
Grundsätzlich gilt aber:
Je kleiner der Meßbereich, umso voluminöser der Spindelkörper und umso schlanker der Spindelhals, desto höher die Präzision der Spindel. Geschuldet ist dieser Sachverhalt dem Meßprinzip des Aräometer(
Archimedisches Prinzip).
Stellt man sich dazu eine Hobbybrauerspindel mit einem Meßbereich von 0-20 Gew.-% vor, in der Bauform eher einem Streichholz gleichend, kann man sich leicht
ausrechnen, dass es mit der Präzision nicht weit her sein kann - ganz wurscht, was auf der Ableseskala aufgedruckt ist, z.B. eine Einteilung von 0,2 Gew.-%. Reine Illusion.
Eine ganz ähnliche
Verblendung ist uns von Digitalthermometern bekannt. Die Meßgenauigkeit wird z.B. mit +/- 1°C angegeben, angezeigt wird aber als Isttemperatur 64,5°C. Korrekter Weise müsste auf dem Display zu lesen stehen: 63,5-65,5°C
Mein Tipp:
Kauf Dir zum Einstieg
eine Spindel in einem möglichst kleinen Meßbereich am unteren Ende der Skala und mit einer möglichst kleinen Einteilung. Eingebaut sollte sein ein Thermometer mit Korrekturmöglichlichkeit des Ablesewertes. Findet sich zusätzlich die Angabe "
kalibrierfähig", ist das auch vorteilhaft. Das suggeriert zumindest, dass der Anbieter sich um Präzision Gedanken gemacht hat und keine großen Ängste vor Rückmeldungen hat.
Mein Favorit an dieser Stelle ist das Saccharimeter 0-7 [mas%, Gew.-%] in einer 0,1 Einteilung, mit Thermometer und Korrekturmöglichkeit des Ablesewertes.
Gew.-% über 7 messe ich via Verdünnung. Zur Probemenge kommen 1 oder 2 Teile kaltes Wasser und der Ablesewert wird dann eben im Nachgang mit 2 oder 3 multipliziert. Da solche Werte zumeist nur im Heißbereich vorkommen, kühlt man via Verdünnung die Probe gleichzeitig ab und die Probemenge verkleinert sich entsprechend. Im Kaltbereich dagegen, im
kritischen Bereich Endvergärung und Speisegabe, liegt man mit dieser Spindel genau im Zentrum ihrer höchsten Präzision. Win-Win-Situation.
Mittlerweile gibt es hier ein tolles Tool, mit dem sich die Shops nach den oben benannten Kriterien schnell durchsuchen lassen. Das von mir benannte Modell von oben oder ähnlich(0-10), wird sich in einer Preisklasse zwischen 25-35€ finden lassen.
P.S.:
Es hat sich leider eingeschlichen, dass sich auf
unseren Spindeln die Ableseeinheit
°Plato aufgedruckt findet. Das ist natürlich Quatsch, da wir nicht nur unvergorene Würze mit unseren Saccharimetern
spindeln. Nach der Zugabe von Hefe spindeln wir den
Extrakt scheinbar Es[%] in
mas%, w/w% oder Gew.-% - definitiv aber nicht mehr in
°P(-> Einheit der Stammwürze)
Suchst du also im weitesten Sinne nach einer "
Profispindel" die vielleicht nicht über die uns bekannten Shops vertrieben wird, darfst Du als zusätzlichen Suchbegriff für die Einheit, das °P in keinem Fall verwenden ;-)
Viel Erfolg :-)