Profi-Bier-Messung von U-Tube an Grobis Bier

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
Antworten
Grobi
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 36
Registriert: Sonntag 6. Oktober 2013, 14:38

Profi-Bier-Messung von U-Tube an Grobis Bier

#1

Beitrag von Grobi »

Moin allerseits!

U-Tube hatte vor einigen Tagen freundlicherweise angeboten eine Messung verschiedener Bierparametern zu machen. Da das ganze aus dem Forum kommt soll es auch wieder ins Forum zurück ...

Ich habe ihm zwei geschickt (eins zum Messen, eins zum Trinken):
American Ale und Belgisch Saison.
Mich interessiert am meisten der Restsauerstoff, da das einer der Parameter ist die ich nicht ohne weiteres messen kann.

Ich braue im 38 L-Kessel, induktionsbeheizt mit Bartscher-Platte, und Läuterhexe. Abgekühlt wird über Nacht.
(BTW: Stilechtheit ist nicht mein erstes Ziel, insofern habt Nachsicht mit den Rezepten :P Und eine kleine Handvoll Roggen finde ich auch sehr lecker)

Das American Ale sieht so aus:
PaleAle 3,1 kg 88,6 %
Roggenmalz 0,3 8,6 %
SpecialB 0,1 kg 2,9 %

Eingemaischt bei 62 °C mit 10,5 L, ein Teelöffel Milchsäure (dann pH 5,3). 30 min Rast, dann auf 78 °C gebracht und geläutert. Nachguss 18 L @ 78 °C.
23 g Cascade und 10 g Chinook als VWH
10 g Cascade, 10 g Williamette und 5 g Amarillo bei 15 min Restkochzeit.
10 g Cascade, 10 g Williamette und 5 g Amarillo bei WP@80 °C.

Seihen, kühlen über Nacht, 10,5 Brix, angestellt mit US05 bei 20 °C Raum- und Würzetemperatur.
Nach 14 Tagen (14.2.16) bei 5,2 Brix mit der Dosierhilfe gezuckert und in 0,5 L Flaschen gefüllt.

Es sollten ca. 42 IBU sein und etwa 5,2 + x % ABV. Die Farbenrechnung hat mich nie interessiert, findet sich also auch nicht im Protokoll ...


Das Trinkbier für U-Tube war ein Belgisch Saison:

Münchner 1,8 kg 61,0 %
Roggen 0,4 kg 13,6 %
SpecialB 0,05 kg 1,7 %
Wiener 0,5 kg 16,9 %
CaraPils 0,2 kg 6,8 %

Eingemaischt mit 10 L auf 62 °C, 40 min Rast, heizen auf 78 °C und abgeläutert. Nachguss 16 L @ 78 °C.
Kochen für 60 min mit 10 g Williamette und 10 g Amarillo als VWH, 20g Cascade und 10g Amarillo sowie 1 TL Irish Moss 15 min vor Ende, WP@80 °C mit 30 g Cascade.
Abkühlen über Nacht isoliert mit Handtüchern, angestellt mit Belle Saison bei d=1,037 g/cm^3 , 21 °C Raumtemperatur und 25 °C Würzetemperatur. Nach ca. 8 h auf ein 28 °C warmes Wasserbad gestellt, nach insgesamt 24 h Gärzeit das Wasserbad auf 32 °C gestellt. Nach 3 Tagen war gut. Dann aus verschiedenen Gründen 1 Monat im Eimer gelassen, :redhead mit Dosierhilfenzucker bei 3,8 Brix in 0,5 L Flaschen gefüllt (2.8.15).

Der Belle Saison wird nachgesagt das sie bei leicht erhöhten Temperaturen pfeffrige Noten erzeugt. Das wollte ich mal probieren und finde es gelungen.

Insgesamt liegt hier die Schätzung bei 27 IBU und 4,4 % ABV.


Sobald die Profi-Analyse da ist werde ich die hier dran hängen!

Edit: Und hier die Analyse vom American Ale:
American Ale Grobi.pdf
(32.63 KiB) 80-mal heruntergeladen
Measurement Result:
Alcohol (% v/v): 5.35 %v/v
Density (CO2-corr.): 1.005291 g/cm³
Alcohol (% w/w): 4.20 %w/w
Er (real extract) (% w/w): 3.76 %w/w
Ea (app. extract) (% w/w): 1.82 %w/w
p (original extract) (% w/w): 11.91 %Plato
RDF (real deg. of ferm.): 69.76 %
ADF (% w/w): 84.68 %w/w
Calories (kJ/100 mL): 179.19 kJ/100ml
CO2 Concentration: 5.26 g/l
CO2 Package Pressure: 4.54 bar
Temperature corr. CO2 value: 5.26 g/l
O2 Concentration: 0.069 ppm
Color Value: 22.86 EBC
Haze Value: 12.69 EBC

Die 5,2 % ABV hab ich ja ganz gut getroffen, für mich sieht auch 69 ppb Sauerstoff OK aus.
Die finale Dichte hab ich als 1,008 g/cm^3 gemessen via Spindel, also nicht CO2-korrigiert. Kann auch ein Ablesefehler sein.
Für den ADF / SVG steht bei mir 83 %, gegenüber 84.7 % aus der Analyse. Wenn ich mal wüßte mit welchem Rechner ich das gerechnet habe :Grübel

Kann mir jemand bitte eine Einordnung des Haze Value geben? Also von wo bis wo der so geht, wie trübe Biere dastehen und wie klare ... (meins würde ich als mäßig trüb einstufen)?

Das Trinkbier Belgisch Saison hats nicht in die Analytik geschafft wg. etwas hoher Carbonisierung.

Insgesamt schön zu sehen das meine gemessenen Werte nicht völliger Schrott sind, das vermittelt doch ein Gefühl der Sicherheit (und Befriedigung :Angel )

Allerbesten Dank noch mal an U-Tube!


bis dann

Grobi
Benutzeravatar
U-Tube
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 280
Registriert: Sonntag 29. Dezember 2013, 11:25
Wohnort: Lebring
Kontaktdaten:

Re: Profi-Bier-Messung von U-Tube an Grobis Bier

#2

Beitrag von U-Tube »

Gerne Grobi!

Sitze nach einem Messabend bei deinem (nun gekühlten) Saison, welches mir sehr mundet. Pfeffrig ist gut beschrieben, das cremige Mundgefühl finde ich speziell...

:Drink
U-Tube
Jeder Laib Brot ist das tragische Ende von Getreide, das die Chance hatte Bier zu werden.
Grobi
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 36
Registriert: Sonntag 6. Oktober 2013, 14:38

Re: Profi-Bier-Messung von U-Tube an Grobis Bier

#3

Beitrag von Grobi »

Moin!

Noch ein Nachtrag zum Sauerstoffgehalt:

Ich gäre im Plastikeimer mit Ablaufhahn und Gärrohr. Während der Gärung bleibt der Deckel zu, nach recht langer Zeit (nach Gefühl) wird im Abstand von ca. 1 Woche eine Probe für das Refraktometer durch das Deckelloch entnommen und vermessen.
Abgefüllt wird mit dem Abfüllröhrchen am Ablaufhahn in Flaschen mit vorgelegtem Zucker.

Der Vorgang scheint nach dem (anekdotischen) Meßergebnis geeignet einen niedrigen Sauerstoffgehalt in der Flasche zu erzeugen. Angelegt ist der Vorgang eher auf Vermeidung Infektionen (Staubeintrag), der Sauerstoffgehalt ist dann ein netter Nebeneffekt.

Kann jemand eine Einschätzung geben wie schnell der Sauerstoffzutritt bei Bügelflaschen durch das Gummi ist? Ich finde nur was zu Kronkorken ...

bis dann

Grobi
Benutzeravatar
olibaer
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2889
Registriert: Dienstag 6. April 2004, 00:49
Kontaktdaten:

Re: Profi-Bier-Messung von U-Tube an Grobis Bier

#4

Beitrag von olibaer »

Grobi hat geschrieben: Kann mir jemand bitte eine Einordnung des Haze Value geben? Also von wo bis wo der so geht, wie trübe Biere dastehen und wie klare ... (meins würde ich als mäßig trüb einstufen)?i
Basierend auf einer 90°-Streulichtmessung gelten für filtrierte Biere folgende Richtwerte für eine Trübung in EBC:
  • blank: < 0,2
  • Sollwert für ein sehr gut filtriertes Bier ≤ 0,3
  • klar: 0,2 - 1,0
  • leicht opalisierend: 1,1 - 2,0
  • opalisierend: 2,1 - 4,0
  • trüb: 4,1 - 8,0
  • stark trüb: > 8
Da es sich hier um Einschätzungen für eine 90° Streulichtmessung handelt und die Trübung in deinem Fall nicht ausgehend von einer Filtration bewertet werden sollte, liegst Du mit deinem 'mäßig trüb' für knappe 13 EBC nicht wirklich daneben.

Sonstiges:
  • Dein Sauerstoffgehalt mit 69 ppb ist angesichts der Tatsache, dass von der Füllung bis zur Messung einiges an Zeit verstrichen ist(Sauerstoffverzehr), recht hoch. Über 50 ppb sollten nicht im fertigen Bier(frisch abgefüllt) messbar sein. < 20 ppb wär ein guter Wert.
  • Der Dichteunterschied FG deine Messung(1,008) und AP(1,005) ist enorm. Das sind ~ 0,7 %mas. Das CO2-corr. macht den Unterschied nicht aus.
  • "[...]Für den ADF / SVG steht bei mir 83 %, gegenüber 84.7 % aus der Analyse. Wenn ich mal wüßte mit welchem Rechner ich das gerechnet habe[...]" -> Der Rechner kann da nichts dafür.

Gruß
Oli
Gruss
Oli
_____________________________
Brauwasser - hier entlang
Gärschwierigkeiten - hier entlang
Grundlagen Karbonisierung - hier entlang
Rezeptberatung - hier entlang
Google Forensuche - hier entlang
Grobi
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 36
Registriert: Sonntag 6. Oktober 2013, 14:38

Re: Profi-Bier-Messung von U-Tube an Grobis Bier

#5

Beitrag von Grobi »

Moin!

Besten Dank für die Haze-Info!

Zum Sauerstoffgehalt in abgefüllten Bieren hab ich nicht viel gefunden, z.b. dies:
http://tapintohach.com/2012/05/14/bench ... -standard/
Today, in breweries with good oxygen control, those values range from 5 to 25 ppb.
Oder dies:
http://www.craftbrewersconference.com/w ... _Welch.pdf
Normal values are 45-60 ppb DO. Anything above 65-70 ppb is cause for concern.
olibaer hat geschrieben:
  • Dein Sauerstoffgehalt mit 69 ppb ist angesichts der Tatsache, dass von der Füllung bis zur Messung einiges an Zeit verstrichen ist(Sauerstoffverzehr), recht hoch. Über 50 ppb sollten nicht im fertigen Bier(frisch abgefüllt) messbar sein. < 20 ppb wär ein guter Wert.
Sind die von dir angegebenen Werte für eine Profibrauerei?

Die oben genannten Quellen beschreiben Profi-Anlagen mit Evakuierung der Flaschen vor Abfüllung etc.
Da finde ich meinen Wert doch nicht schlecht! (Oder doch? Klar, weniger ist hier mehr)
Mir ist auch nicht klar wo ein Sauerstoffverzehr herkommen soll. Die Hefe sollte längst fertig sein; verbrauchen Oxidationsvorgänge so viel?

@U-Tube: für wie belastbar hältst du den Messwert? Einfach um mal die Fehlerbreite einschätzen zu können...

Bis dann

Grobi
Benutzeravatar
U-Tube
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 280
Registriert: Sonntag 29. Dezember 2013, 11:25
Wohnort: Lebring
Kontaktdaten:

Re: Profi-Bier-Messung von U-Tube an Grobis Bier

#6

Beitrag von U-Tube »

Grobi hat geschrieben:
@U-Tube: für wie belastbar hältst du den Messwert? Einfach um mal die Fehlerbreite einschätzen zu können...
Den O2 Messwert halte ich für belastbar, zudem ich unmittelbar vor der Messung deines Bieres das gesamte System längere Zeit mit reinstem Stickstoff gespült habe und zur Kontrolle danach ein "Industriebier" in Doppelbestimmung gemessen habe, welches einen O2 Wert von 18ppb anzeigte. Dein darauffolgendes Bier wurde ebenfalls in Doppelbestimmung gemessen, wobei ich erst die zweite Messung nahm (damit genug Probe durch das System gespült wurde).
Die Spezifikation des Messgerätes lautet Wiederholbarkeit Std.Abweichung +/-2ppb im Bereich <200ppb.

Ich möchte zusätzlich auf Ulrich's Anmerkung vom August letzten Jahres verweisen.

:Drink
U-Tube
Jeder Laib Brot ist das tragische Ende von Getreide, das die Chance hatte Bier zu werden.
Benutzeravatar
olibaer
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2889
Registriert: Dienstag 6. April 2004, 00:49
Kontaktdaten:

Re: Profi-Bier-Messung von U-Tube an Grobis Bier

#7

Beitrag von olibaer »

Hallo Grobi,
Grobi hat geschrieben: Sind die von dir angegebenen Werte für eine Profibrauerei?
Nein, das sind einfach Werte von denen man erwartet, dass so gut wie keine Schädigung(relativ) mehr durch den verbleibenden Sauerstoff auftritt.
Grobi hat geschrieben: Mir ist auch nicht klar wo ein Sauerstoffverzehr herkommen soll. Die Hefe sollte längst fertig sein; verbrauchen Oxidationsvorgänge so viel?
Sämtliche Reduktone(SO2, Melanoidine, Phenolische Substanzen) und auch teilweise die Hefe verzehren den Sauerstoff. Man nimmt gesichert an,
dass 1 mg/l Sauerstoff genügt, um sämtliche Reduktone "aufzubrauchen" und in der Folge jeder Eigenschutz des Produktes verloren geht.[1,2]

Inzwischen weiß man auch, dass die Hefe die zur Flaschengärung verwendet wird eben nicht den gewünschten "Sauerstoffverzehr" leistet, den man
in einem ersten Moment erwarten würde.[1,2]

2 ml Luft im Flaschenhals beinhalten bereits dieses 1 mg/l Sauerstoff[3] und wenn man von einer 500 ml Flasche ausgeht, stehen mögliche 20 ml Luft im Kopfraum zur Disposition.
Für Deinen Fall gehe ich davon aus, dass sämtlicher Sauerstoff zum Zeitpunkt der Messung schon verzehrt war und nicht mehr mitgemessen werden konnte(der Schaden ist also schon angerichtet).

Hast Du also sorgsam abgefüllt(überschäumen der Flasche kurz vor dem verschließen), könntest Du den Lufteintrag im Flaschenhals tatsächlich von möglichen 20 ml auf 2 ml reduziert haben(ausgehend von einer 500 ml Flasche). Stimmt weiter die Aussage, dass 1 mg/l Sauerstoff genügt, um sämtliche Reduktone "aufzubrauchen", dann hattest Du nach dem Verschluß der Flasche und vor der Flaschengärung das Potential von 1069 ppb Sauerstoff in der Flasche. Zum Zeitpunkt der Messung waren dann noch 69 ppb übrig was immer noch genug ist, um den Rest in der Flasche "durchzuoxidieren".

Anmerkung:
Aufgrund des Zeitfensters zwischen Abfüllung und Messung und durch die ständige Bewegung beim Transport gehe ich davon aus, dass der Luftsauerstoff vollständig im Bier gelöst bzw. in das Bier eingespült wurde.


Gruß
Oli


Quellen:
[1] Burkert, Johannes; Dissertationsschrift "Beurteilung der Bierqualität anhand unterschiedlicher Reduktonklassen"
[2] Braumagazin: Oxidation und Bieralterung
[3] Audykowski, Tadeusz; DIssertationsschrift: "Über die Löslichkeit und Lösungsgeschwindigkeit des Sauerstoffes in Flüssigkeiten"
Gruss
Oli
_____________________________
Brauwasser - hier entlang
Gärschwierigkeiten - hier entlang
Grundlagen Karbonisierung - hier entlang
Rezeptberatung - hier entlang
Google Forensuche - hier entlang
Antworten